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im südlichen und westlichen Frankreich blieben in den Händen der Protestanten. Nach der Beendigung der Religionsstreitigkeiten wandte der König seine Aufmerksamkeit der Hebung der Finanzen und des Handels zu. Sein tüchtiger Finanz-minister Sully tilgte in kurzer Zeit die auf 300 Millionen Livres angewachsene Staatsschuld, hob den Verkehr durch Anlage von Land- und Wasserstrassen, regelte das Zollwesen und gab Bestimmungen über den Geldwerth der auswärtigen Münzsorten. Frankreichs Stellung in Europa suchte der König durch den sonderbaren Plan zu heben, alle christlichen Staaten auf ein fast gleiches Mass an Macht und Grösse zu beschränken. Es sollte 6 Erbreiche, 5 Wahlreiche und 4 Republiken geben. Frankreich sollte natürlich ein Erbreich, Deutschland ein schwaches Wahlreich sein. Mit diesem Plane war es vorzugsweise auf eine Schwächung des deutsch - habsburgischen Hauses abgesehen. Schon trat er, um dieses Ziel zu erreichen, mit den deutschen Protestanten in Verbindung, da traf den thätigen und beim Volke beliebten König der Dolch Ravaillacs, 1610.
2. Ludwig Xiii., 1610—1643. Während der Minderjährigkeit Ludwigs führte seine Mutter Maria von Medici von dem zum Marschall D’Ancre erhobenen Italiener Goncini unterstützt die Vormunds chaftliche Regierung. Das ehrgeizige Streben des Adels nach Theilnahme an der Staatsleitung brach von neuem hervor, und die Königin befolgte die alten Künste, um die eine Partei durch die andere in Schach zu halten. Selbst die Hugenotten wurden wieder aufgewiegelt, um dem ehrgeizigen Parteigetriebe der Prinzen zu dienen. Als der König grossjährig geworden, stellte er seinen Günstling Luynes an die Spitze der Verwaltung, liess D’Ancre, welcher sich auf Kosten des Staates bereichert hatte, ermorden und seine herrschsüchtige Mutter nach Blois verweisen. Schon wollte diese offenen Krieg erheben, da brachte der Bischof von Lugon, Jean Armand du Plessis eine Aussöhnung zwischen ihr und dem Könige zu Wege. So trat dieser bedeutende Staatsmann, welcher später zum Cardinal und Herzog von Richelieu erhoben wurde, jetzt an das Staatsruder, welches er fortan bis zu seinem Tode mit sicherer Hand leitete (1624—42). Er
verfolgte in den inneren Verhältnissen des Staates den Grund-
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1. 1648—1740. Die Zeit des französischen Ueber-gewichts. Frankreich wird durch Ludwig Xiv. die vorherrschende Macht nicht bloss in politischer Hinsicht, sondern auch in allen Theilen des bürgerlichen und literarischen Lebens. An die Stelle Schwedens tritt Russland als Grossmacht ein.
2. 1740—1789. Die Zeit Friedrichs des Grossen bis zur französischen Revolution. Friedrich d. G. führt Preussen in die Reihe der Grossmächte ein, deren Zahl sich jetzt auf fünf: Frankreich, Oesterreich, Russland, Preussen und das zur See mächtige England beschränkt.
Erster Abschnitt.
Die Zeit des französischen Uebergewichts, 1648—1740.
Frankreich unter Ludwig Xiv., 1643—1715. *)
§.24. I. Vormundschaftliche Regierung, 1643 —1661. Da Ludwig Xiv. beim Tode seines Vaters erst fünf Jahre alt war, so wurde aus der Königin Anna und einigen Prinzen des königlichen Hauses eine vormundschaftliche Regierung bestellt, während ein Staatsrath, an dessen Spitze der von Richelieu empfohlene Italiener Mazarin stand, die wichtigsten Staatsgeschäfte besorgte. Mazarin besass zwar Ge-schäftskenntniss und Staatsklugheit, aber da er sich nicht durch Vaterlandsliebe, sondern durch Ehrgeiz und Habsucht leiten liess, so fehlte ihm Richelieus moralisches Ansehn. Indem er die Politik seines grossen Vorgängers gegen das Haus Habsburg fortsetzte, suchte er den Krieg in Deutschland zu verlängern und gewann endlich im Westfälischen Frieden für Frankreich wichtige Erfolge. Indess blieben die Nachtheile einer stellvertretenden Regierung nicht aus. Die ehrgeizigen Bestrebungen des Adels, welcher dem verhassten Italiener seinen Einfluss auf die Regierung missgönnte, und der Anspruch des Parlaments oder des obersten Gerichtshofes von Paris auf das Recht der Steuerbewilligung erregten bald Misstimmung. Als die Regierung einige freisinnige Sprecher des Parlaments verhaften liess, erhob dieses, von einem Theile des Adels unter-
*) Ranke, Französische Gesch. des 16. und 17. Jahrhunderts. E. A. Schmidt, Gesch. von Frankreich.
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Gleichgewichts besorgt, gegen die französische Vergrösserungs-sucht in die Schranken getreten wären. Schon beim Tode Ferdinand Iii. (1657) hatte sich Ludwig bemüht die Wahl seines Sohnes zum Nachfolger zu hintertreiben; ja er dachte sogar selbst daran die Kaiserkrone zu erwerben und liess es zu diesem Zwecke an Geld und Versprechungen nicht fehlen. Indess die Kurfürsten wählten, insbesondere auf den Rath Friedrich Wilhelms von Brandenburg nach einjährigem Zwischenreich Ferdinands Sohn Leopold I. (1658—1705) zum Kaiser. Jedoch gelang es Mazarin mehrere Fürsten des westlichen Deutschlands zu einem Rheinbünde zu vereinigen, 1658. Während so des Kaisers Einfluss im Westen des Reiches gelähmt wurde, drohten im Osten die Türken, welche durch Ludwig beständig zum Kriege angereizt wurden. Die Kriege und Unternehmungen, durch welche Ludwig Xiv. sein Reich zu vergrößern und seine Macht nach aussenhin zu verstärken suchte, sind: 1. Der Devolutionskrieg, 1667—1668, beendet durch den Frieden zu Aachen. 2. Der holländische Krieg, beendet durch die Friedensschlüsse zu Nym wegen, 1678 und St. Germain, 1679. 3. Die Reunionen, 1684,
eigentlich kein Krieg, sondern ein Länderraub im Frieden, beendet durch den Waffenstillstand zu Regensburg, 1684. 4. Der Pfalz-Orleanssche Krieg, 1688—1697, beendet durch den Ryswicker Frieden. 5. Der spanische Erbfolgekrieg, 1701—1714, beendet durch die Friedensschlüsse zu Utrecht, Rastatt und Baden.
1. Devolutionskrieg oder der erste Raubkrieg, 1667—1668.
§. 25. Nach dem Tode seines Schwiegervaters Philipps Iv. von Spanien machte Ludwig auf einen Theil der spanischen Niederlande (Brabant) Anspruch, obwohl seine Gemahlin Maria Theresia vor ihrer Heirath auf alle Theile der spanischen Monarchie Verzicht geleistet hatte. Er stützte sich dabei auf das in einem Theile der Niederlande, allerdings nur in privatrechtlicher Beziehung, geltende Devolutionsrecht, wonach den Kindern erster Ehe das während derselben Erworbene ausschliesslich zufiel. Da der spanische König Karl Ii., welcher aus der zweiten Ehe Philipps Iv. stammte, natürlich diese
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Elisabeth, 1741—1762, indem sie einige hundert Grenadiere der Garde für sich gewann und in einer einzigen Nacht durch eine unblutige Revolution Iwan vom Throne in den Kerker stiess und Münnich und Ostermann nach Sibirien verbannte. Den beim Volke missliebigen Krieg mit Schweden beendete sie durch den Frieden zu Abo, 1743, worin Russland Finnland bis an den Kymenetiuss gewann. Im österreichischen Erbfolgekriege und im siebenjährigen Kriege nahm sie für Oesterreich Partei. Da sie die Regierung fast ganz ihren Günstlingen überliess, so geriethen die wohlthätigen Einrichtungen Peters in Verfall.
Die Zeit der Erschlaffung nach den grossen europäischen Kriegen.
1715-1740.
§. 35. Nachdem der spanische Erbfolgekrieg und der nordische Krieg die Kräfte Europas aufs Aeusserste in Anspruch genommen, trat eine Zeit allgemeiner Erschlaffung ein, in der mehr durch diplomatische Unterhandlungen als mit dem Schwerte die politischen Fragen entschieden wurden.
1. In England folgte, da die Königin Anna 1714 ohne Kinder zu hinterlassen starb, das Haus Hannover mit Georg I. (1714—1727), welcher mütterlicher Seits ein Urenkel Jacobs I. war. Er sowohl, wie sein Sohn und Nachfolger Georg Ii. (1727—1760) waren kriegerischen Unternehmungen nicht geneigt und begnügten sich damit die Versuche Stuartscher Prätendenten auf den englischen Thron zu vereiteln.
2. In Frankreich folgte bei Ludwigs Xiv. Tode Ludwig Xv., (1715—1774), bei dessen Minderjährigkeit der talentvolle, aber sittenlose Herzog Philipp von Orleans, ein Neffe Ludwigs Xiv., die Regentschaft an sich riss. Durch die Einrichtung einer Zettelbank mit einem erdichteten Bestände von 6 Millionen Livres und der Missisippicompagnie suchte der Schotte Law dem Regenten das nöthige Geld zu der Verschwendung des Hofes zu liefern. Aber das bezügliche Spiel richtete bei dem bald eintretenden Bankbruche Tausende von Familien zu Grunde. Als der König grossjährig geworden war, überliess er, aller ernsten Thätigkeit abgeneigt und üppigen Vergnügungen hingegeben, dem Cardinal Fleury die Leitung
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handwerk. Bei der Einnahme von Ofen, 1686, zog er zuerst die Aufmerksamkeit auf sich. Im 3. Raubkriege sandte ihn der Kaiser gegen Catinat nach Italien und erhob ihn zum Feldmarschall, 1688. Durch Feldherrntalent, Staatsklugheit und Anhänglichkeit an Oesterreich zeichnete er sich vor anderen kaiserlichen Feldherrn aus.
Nachdem Ludwig von Baden den glänzenden Sieg bei Salankemen errungen (1691), führte Eugen durch den Sieg bei Zenta 1697 die Entscheidung des Krieges herbei. Im Frieden zu Carlowitz, 1699, wurde Siebenbürgen und das Land zwischen Donau und Theiss an Oesterreich abgetreten. Den Venetianern wurde die eroberte Morea, den Russen, welche zuletzt auch am Kriege theilgenommen, Asow überlassen. Ungarn musste schon 1687 die Erblichkeit der Krone anerkennen.
England unter den beiden letzten Stuarts, 1660—1688.
§. 28. 1. Karl Ii., 1660—1685. a) Schwankende
Politik. Obgleich er bei seiner Thronbesteigung allgemeine Amnestie und Glaubensfreiheit gelobt hatte, so liess er doch alle, welche über seinen Vater das Todesurtheil gesprochen hatten, hinrichten und vertrieb bei der Herstellung der epis-copalen Kirche viele presbyterianische Geistliche von ihren Stellen. Ernsten Geschäften abgeneigt überliess er die Sorgen der Regierung anfangs dem Minister Clarendon. Ein Krieg gegen Holland, den er nur deshalb unternahm, weil ihm während seiner Verbannung die Holländer zu wenig Aufmerksamkeit erwiesen, hatte einen so unglücklichen Ausgang, dass die Navigationsacte zu Gunsten Hollands bedeutend ermässigt werden musste. Dünkirchen, Cromwells glänzende Eroberung, verkaufte der verschwenderische und beständig geldbedürftige König an Frankreich. Nach Clarendons Entlassung schlug das neue Ministerium (Clifford, Ardington, Buckingham, Ashley, Lauder-dale), welches der Volkswitz nach den Anfangsbuchstaben der Namen Cabalministerium nannte, eine andere Politik ein, indem es sich mit Holland und Schweden gegen die Vergrösse-rungsplane Ludwigs Xiv. verband. Aber bald liess sich das charakterlose Ministerium zum Rücktritt von diesem Bunde bewegen, und der König nahm zum Lohne dafür sogar Jahrgelder von Frankreich an.
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Oesterreich Donau Oesterreich England Holland Hollands Cromwells Frankreich Holland Ludwigs_Xiv Frankreich
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1. Die gedrückte Lage der ärmeren Volksklassen. Der ländliche Besitz war grösstenteils in der Hand des Adels und der Geistlichkeit. Da der Adel seine grossen Güter nicht selbst bewirthschaftete, so hatte er das Land zu kleinen Theilen an Meier ausgethan, welche die Hälfte des Reinertrages an Pacht zahlten und den grössten Theil der auf das Gut fallenden Steuerlast zu tragen hatten. Der Gutsherr, welcher die längste Zeit des Jahres hindurch in den Genüssen der Hauptstadt lebte, wurde seinen Bauern ganz entfremdet. Da der Adel, von der neuen Aufklärung angesteckt, seinen sittlichen Halt verloren hatte, so büsste er auch seine frühere Achtung ein. Nur in einzelnen Landschaften, besonders in der Vendee, bestand noch das alte patriarchalische Verhältnis zwischen dem Gutsherrn und seinen Bauern. Dabei ruhte die Steuerlast fast ganz auf der ländlichen Bevölkerung, indem der hohe Adel keine Grundsteuer, sondern nur den zwanzigsten des Einkommens zahlte. Die Gewerbtreibenden in den Städten litten unter dem Druck des Zunftzwanges und der immer steigenden Zahl der Monopole.
2. Die Unterdrückung der ständischen Freiheiten durch die Regierung. Dem Parlamente von Paris war der frühere Antheil an der Gesetzgebung durch Ludwig Xiv. entzogen; die richterliche Befugniss wurde den Parlamenten durch Ludwig Xv. entrissen. Die Auflösung dieser zum. grossen Theile aus dem früheren Bürgerstande zusammengesetzten Körperschaften liess den Rechtszustand des Staates als schwankend erscheinen.
3. Die gegen die bestehenden Zustände im Staat und in der Kirche vielfach ankämpfenden Schriften Voltaires, Rous-seaus, Montesquieus und der Encyclopädisten.
4. Die Unordnung im Heerwesen und in der Verwaltung der Staatsgelder. Seit den letzten Regierungsjahren Ludwigs Xiv. hatte Frankreich seinen alten Kriegsruhm und seine
(bis 1792). 3. Aufl. 1853. v. Sy bei, Gesch. der Revolutionszeit von 1789—1795. 1—3. Bd. 3. Aufl. 1865. Ed. Arnd, Gesch. der franz.
Revolution. 6 Bde. 1870. Häusser, Gesch. der franz. Revolution Herausgeg. v. Oncken. 1867. Wachsmuth, Gesch. Frankreichs im Revolutionszeitalter (bis 1830). 4 Bde. In Heeren u. Uckerts Sammlung. 1840.
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Extrahierte Personennamen: Meier Ludwig Ludwig_Xv. Ludwigs Wachsmuth
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Die Reformen der Regierenden in der Zeit der humanen Selbstherrschaft.
§. 48. Der Grundsatz Friedrichs Ii., dass der König der erste Diener des Staates sei, begeisterte zugleich mit der durch die französische Philosophie jener Zeit ausgebildeten materialistischen Richtung die Herrscher der meisten europäischen Staaten, hauptsächlich für die äussere Wohlfahrt ihrer Völker zu sorgen. Ausdehnung und starke Bevölkerung der Staaten und Wohlstand der Bürger waren die Zielpunkte. Religiöse oder Stammesunterschiede der Einwohner wurden durch eine ausgedehnte Toleranz und straffe Centralisation ausgeglichen. Für Humanitätsanstalten und Schulen wurde gesorgt, während man sich auf dem Gebiete des kirchlichen Lebens mancherlei Eingriffe erlaubte.
1. Frankreich. Hier folgte auf Ludwig Xiv. sein Urenkel Ludwig Xv., 1715—1772 (vgl. §. 35, 2). Der Minister Fleury (1726—1743) suchte durch Sparsamkeit in der Verwaltung und Vermeidung kriegerischer Unternehmungen den Stand der Staatskasse zu verbessern; aber die Verschwendung des üppigen Hofes spottete aller dieser Anstrengungen. Die Marquise von Pompadour (1745—1764) wurde bald die allvermögende Gebieterin, welche den Staatsrath beherrschte und die einträglichsten Stellen nach Gutdünken vergab. Ihr Einfluss, so wie das verderbliche Beispiel des sittenlosen Hofes dienten wesentlich dazu, um die damals in Frankreich aufkommende, freigeistige Literatur zu begünstigen, deren Hauptvertreter Voltaire, Montesquieu und Rousseau waren.
Diese Richtung erhielt ihren ersten Anstoss von England aus. Hier hatte John Locke in seinem 1690 erschienenen Werke Untersuchung über den menschlichen Verstand (Essay concerning human understanding) den Grundsatz ausgesprochen: Nihil est in intellectu , quod non prius
fuerit in sensibus und hatte damit die Grundgesetze des Denkens bloss aus der Erfahrung abgeleitet. Seine Lehre, durch Shaftesbury und Georg Hume zu einem vollständigen Materialismus ausgebildet, verbreitete sich von England nach Holland und Frankreich, wo besonders
Franz Arouet mit dem selbstgewählten Namen Voltaire (1694 —1778) die neue Philosophie als eine Waffe zum Angriffe gegen das Christenthum gebrauchte. In den englischen Briefen machte er zuerst seine Landsleute mit dem damals in England herrschenden Stande
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Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Frankreich Frankreich England England Holland Frankreich England
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erwirkte sich Blücher die Erlaubniss, in Verbindung mit den Heeresabtheilungen von Bülow und Witzingerode auf Paris loszugehn. Diese kühne Entschlossenheit war für den Kriegsplan entscheidend, zumal auch Napoleon durch seine letzten Siege ermuthigt seine Friedensbedingungen wieder steigerte und der russische Kaiser, von Stein angefeuert, zu schneller Entscheidung drängte. Napoleon zog wieder zuerst gegen seinen gefährlichsten Feind, Blücher, griff Bülow, welcher die Vorhut des Heeres führte, am 9. März bei Laon mit Erfolg an, wurde aber durch Yorks kühnes Vorgehen zum Rückzüge genöthigt. Dieser Sieg des Blücherschen Heeres veranlasste auch Schwarzenberg wieder vorzudringen. Bei Arcis an der Aube drängte er am 20. März Napoleon siegreich über den Fluss. Am 25. März setzten sich die Sieger, indem sie nur eine kleine Heeresabtheilung zur Beobachtung des Feindes zurückliessen, gegen die französische Hauptstadt in Bewegung, schlugen bei Fere Champenoise die Marschälle Marmoijt und Mortier in die Flucht und erschienen am 30. März vor den Mauern von Paris. Die Stadt wurde von der Ostseite bestürmt. Mar-mont und Mortier, welche sich mit ihrer geringen Truppenzahl nicht behaupten konnten, leisteten auf dem Montmartre nur wenige Stunden Widerstand. Paris musste sich ergeben, und am 31. März hielten der Kaiser von Russland und der König von Preussen ihren feierlichen Einzug in die Stadt, wo das durch die beständigen Kriege erschöpfte Volk ihnen als Befreiern zujauchzte. Napoleon hatte sich zu seinem Schaden vom Heere entfernt und nach Fontainebleau zurückgezogen, wo sich erst allmählich die Reste seiner Truppen, ungefähr 80,000 M., um ihn sammelten. Da seine Generale des unfruchtbaren Kampfes müde waren, so sah er sich zur unbedingten Thronentsagung genöthigt. Die Insel Elba wurde ihm als Eigenthum überwiesen, wohin er eine Leibwache von 400 Mann mitnehmen durfte. An seine Stelle erhoben die Verbündeten unter Talley-rands Mitwirkung Ludwig Xviii., den Bruder Ludwig Xvi., auf den Thron.
Im ersten ^Pariser Frieden, 30. Mai 1815, behielt Frankreich das Gebiet, w^lches~es~T792 besessen hatte, und bekam einige zur Grenzregelung abgetretene Bezirke, unter
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Extrahierte Personennamen: Blücher Bülow Napoleon Napoleon Schwarzenberg Napoleon Mortier Mortier Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Ludwig_Xvi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Paris Laon Paris Russland Preussen Fontainebleau Elba Frankreich
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es mit Preussen gegen Lauenburg austauschte. Schweden und Norwegen traten in eine Personalunion.
4. Holland und Belgien wurden, um eine Grenzwehr gegen Frankreich zu bilden, unter dem Hause Oranien vereinigt.
-5. Die Schweiz wurde durch die Kantone Genf und Wallis und das unter preussischer Hoheit stehende Neuchatel vergrössert.
6. In Italien stellte der Congress die Herrschaft der früheren Fürstenhäuser wieder her. Doch erhielt Napoleons Gemahlin Marie Luise die Herzogtümer Parma und Piacenza, welche nach ihrem Tode wieder an die früheren Besitzer zurückfallen sollten.
Napoleons Rückkehr von Elba, die Herrschaft der 100 Tage.
§. 66. Sobald Napoleon auf Elba durch seine Kundschafter benachrichtet wurde, dass sich in Frankreich eine Missstimmung gegen die neue Regierung rege und dass selbst die Verbündeten auf dem Congress zu Wien sich zu entzweien drohten, gedachte er die verlorene Krone wieder zu gewinnen. Er landete am 1. März bei Cannes und von der Bevölkerung und seinen alten Soldaten mit Jubel empfangen eilte er geraden Weges nach Paris. Die ihm entgegen gesandten Truppen unter Labedoyere und Ney gingen zu ihm über und am 20. März zog er wieder als Kaiser in die Hauptstadt ein, während Ludwig Xviii. nach Gent entfloh. Durch Unterhandlungen mit seinem Schwiegervater, dem Kaiser von Oesterreich, hoffte er die Coalition der Verbündeten zu sprengen. Dieses schien um so leichter zu sein, da auch der russische Kaiser dem Bourbonen Ludwig Xviii., welcher auf dem Wiener Congress die Absichten Russlands auf Warschau und Preussens auf Sachsen durch Talleyrands Gegenwirkung zu durchkreuzen suchte, seine Gunst entzogen hatte. Aber Murats unzeitiges und tollkühnes Vorgehen in Italien stellte unter den Verbündeten bald die bedrohte Einigkeit wieder her.
Murat wollte sich durch eine Trennung von Napoleon auf dem Throne von Neapel behaupten. Als er aber hörte, dass man auf dem Wiener Congress damit umgehe in Neapel wieder die frühere bourbonische Herrschaft einzuführen, so erhob er sich im Einverständnisse mit Napoleon, um ganz Italien unter seinem Scepter zu vereinigen.
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Capo d’Istria geleitet hatte, wurde nach dessen Ermordung (1831) aufgelöst, und Otto, der jüngere Sohn des für die alte griechische Kunst begeisterten Königs Ludwig von Baiern, wurde als König von Griechenland eingesetzt, 1832.
Otto konnte nicht, wie es eine patriotische Partei wünschte, die engen Grenzen des Landes erweitern und musste 1862 in Folge einer unblutigen Revolution das Land verlassen. Die Griechen wählten dann 1863 unter englischer Vermittlung den erst achtzehnjährigen Sohn des Königs Christian Ix. von Dänemark, Georg I., dessen Regierung England durch Verzicht auf die Schutzherrschaft über die jonischen Inseln (1864) glücklich einleitete.
4. Die französische Julirevolution und ihre Folgen.
§. 71. 1. Frankreich. Ludwig Xviii. (1815—1824) stützte sein Königthum bei der Anfeindung der verschiedenen Parteien der Bonapartisten und der Republikaner auf den gebildeten Mittelstand und hütete sich sorgfältig vor Ueber-schreitung der Verfassung. Unter den Nachwehen der letzten Jahre gewannen die Ultras, welche bei ihren Bestrebungen alles auf den alten Stand zurückzuführen noch über den König (ultra regem) hinausgingen, in der Kammer ein so entschiedenes Uebergewicht, dass der König selbst über die „Chambre introuvable“ erstaunt war. Viele Anhänger Napoleons, welche bei seiner Ankunft von Elba die Regierung treubrüchig verlassen und sich an ihn angeschlossen hatten, wurden unter der Restauration in Anklagestand versetzt. Der berühmte Marschall Ney wurde von der Pairskammer zum Tode ver urtheilt und erschossen. Da durch solche Massregeln der revolutionäre Geist völlig unterdrückt schien, so wurde auf dem Aachener Congress (1818) die Zurückziehung der fremden Besatzungstruppen genehmigt und Frankreich in die heilige Allianz und in die europäische Pentarchie aufgenommen. Trotz allem dem zeigte sich die Abneigung gegen die Bourbons doch in der Ermordung des Herzogs von Berry, des muthmasslichen Thronerben, durch den Sattler Louvel.
Karl X., 1824—1830, Ludwigs Bruder und Nachfolger, hatte zwar wohl den Willen die Constitution einzuhalten, aber seine ganze Anschauung wurzelte doch so sehr in der Zeit des unumschränkten Königthums, dass er sich mit der neuen Ord-
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